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Für einen Kurswechsel in der Bildung: Kinopremiere in Babelsberg und ein Brief an die Bildungsministerin

Mit einem kurzen Dokumentarfilm ging es los. Er bildete den Einstieg zur höchst spannenden Diskussion zu Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE). Wie können die Nachhaltigkeitsziele in den Schulalltag integriert und Schule insgesamt zu einem Ort der Nachhaltigkeit – auch im Sinne einer Entschleunigung – auf allen Ebenen gemacht werden? Potsdam bewegt Bildung hat dazu am 26. November 2022 zu einer Matinée aus der Reihe Bildungskino! ins Babelsberger Thalia Kino eingeladen: Nora Oehmichen (Bundesvorsitzende von Teachers for Future Germany e.V. aus Stuttgart), Petra Budke (MdL Brandenburg, Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin Bündnis90/Die Grünen), Florian Kirchesch (Teachers For Future Ortsgruppe Potsdam), Benedikt Cziesla (FFF Potsdam) sowie zwei Schülerinnen vom Schulzentrum am Stern, Sophie Poosch und Mathilde Anton.

Moderatorin Gabriele Wagner führte durch das angeregte Gespräch zwischen Schulleitern, Lehrkräften, Naturpädagogen, Eltern und Podiumsgästen. Dabei ergaben sich einige Kernforderungen:

Forderung 1 – Zeit und Geld
Ein Teil der Unterrichtszeit soll für Projektarbeit zur Nachhaltigkeit zur Verfügung stehen und entsprechend finanziell unterlegt werden. BNE steht heute neben vielen anderen Themen im Lehrplan. Sie kann, muss aber nicht behandelt werden. Was fehlt, ist Verbindlichkeit. Inhalte zur Erderwärmung und gesellschaftlichen Veränderungen müssen in allen Fächern Raum finden. In der Praxis sieht es jedoch häufig so aus, dass sich engagierte Lehrkräfte in ihrer Freizeit Projekte überlegen. Oft bezahlen sie das nötige Material auch aus der eigenen Tasche. Fördergeld steht oft nur nach aufwändigen und langwierigen Anträgen zur Verfügung.

Forderung 2 – Liebe zum Lernen erhalten
Weniger Prüfungen und Noten, mehr selbstbestimmtes und praktisches Lernen auch an außerschulischen Lernorten. So bleibt Kindern die Liebe zum Lernen erhalten. Wir wissen nicht, wie die Welt unserer Kinder aussehen wird. Die nötigen Fähigkeiten zur Anpassung an eine Welt, die sich zunehmend rasant verändert, erwerben Kinder und Jugendliche nicht durch „noch mehr Mathe und Deutsch“. Für eine sich schnell wandelnde Gesellschaft und Umwelt braucht es sozial kompetente und kreative Menschen mit Mut zum Handeln. Auswendiglernen und Widergeben nützt da wenig. „Nur was Kinder selbst erfahren und sich selbst erarbeiten, bleibt auch hängen“, ist Nora Oehmichen überzeugt.

Forderung 3 – Lehrkräfte entlasten
Mehr Personal, mehr Entlastung in der Verwaltung. Hohe Krankenstandquoten, Lehrkräfte im Burnout, Notbehelfe mit Quereinsteiger:innen, immer mehr Förderbedarf bei den Schüler:innen: Die Personalsituation an Schulen spricht auch im Land Brandenburg eine deutliche Sprache. Hier ist die Landesregierung gefragt, dringend Abhilfe zu schaffen. Kleine Lerngruppen mit pädagogischen Teams aus verschiedenen Fachbereichen können helfen, den Schulalltag besser zu bewältigen. Gleichzeitig wird der Unterricht so den Kindern besser gerecht.

Die Forderungen wurden im Anschluss an das Gespräch in einem Brief an die brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst gerichtet. Wir sind gespannt auf die Antwort der Ministerin.

Inge Naundorf und Nora Oehmichen

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