T4F kritisieren Lehrerverband: Politische Mündigkeit keine Frage des Alters, sondern der Bildung!
Teachers for Future Germany e.V. kritisieren Präsident des Lehrerverbands: Wer als Lehrkraft Schüler:innen politische Unmündigkeit vorwirft, sollte sich zuerst selbst hinterfragen. Ziel der Schule ist es, politisch mündige Bürger:innen heranzubilden – so oder ähnlich steht es in jedem Schulgesetz. Wenn jetzt der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, behauptet, ein Großteil der Schüler:innen interessiere sich „nicht die Bohne für Politik“, ist das ein Eingeständnis des eigenen Scheiterns. Statt jedoch zu fragen, welchen Anteil Schule an diesem Desinteresse hat, werden junge Menschen und ihr Umfeld pauschal abgewertet. Diese Haltung ist einem Pädagogen unwürdig.
Gleichzeitig auf politisch desinteressierte Jugendliche zu schimpfen und die schulische politische Bildung als völlig ausreichend zu loben, zeigt eine verzehrte Wahrnehmung. Zum einen ist politische Mündigkeit keine Frage des Alters, wie Studien zeigen. Zum anderen ist politische Bildung mehr als das demokratische System in der Klassenarbeit zu erklären. In Zeiten einer wachsenden Politikverdrossenheit und einer zunehmend gefährdeten Demokratie, muss politische Bildung vor allem eines: Demokratie erfahrbar machen durch reale Teilhabe, in Schule und Gesellschaft.
Als Teachers for Future Germany e.V. kritisieren wir die Feigenblatt-Teilhabe, die in vielen Schulen herrscht, wo Schüler:innen-Vertretungen wenig mehr gestalten können als den ein oder anderen Motto-Tag. Auch die Autor:innen der Mitte-Studie mahnen eine fehlende Demokratisierung der Schulen an. Sie stellten zuletzt erschreckend hohe Zustimmungswerte zu rechtextremen Ansichten fest, gerade unter jungen Erwachsenen. So heißt es hier: „Für die Arbeitswelt und für Schule existieren empirisch positive Zusammenhänge von demokratisierenden Aspekten der Mitbestimmung, Mitgestaltung und Solidarität mit demokratischen Einstellungen und Ablehnung von Menschenfeindlichkeit.“ (1)
Teachers for Future Germany e.V. fordert daher echte Teilhabemöglichkeiten an den Schulen. Junge Menschen müssen in der Lage sein, Form und Inhalt ihres Lernens mitgestalten zu können, um sich gesehen und ernst genommen zu fühlen. Dafür braucht es Freiräume, in denen Entscheidungsprozesse demokratisch ausgehandelt und aktuelle Krisen thematisiert werden können. Wer in solch einem demokratischen Lernumfeld aufwächst, der hat hinterher vielleicht auch mehr Interesse, das weitere gesellschaftliche Umfeld demokratisch mitzugestalten. Demokratie lebt vom Mitmachen, nicht vom Auswendiglernen!
(1) Sabine Ancour: „Politische Bildung für eine (nicht) distanzierte Mitte“. In: Franzsika Schröter (Hg): Die distanzierte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23, Bonn, 2023. S. 363.
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