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PM: Klimaaktivist:innen müssen an Schulen gehört werden

In der aktuellen Debatte um die Letzte Generation, die laut einer Kampagne der WELT angeblich an Schulen „rekrutieren“ wolle, hat der Verein Teachers for Future Germany e.V. eine klare Haltung: Selbstverständlich müssen die Positionen von Klimakativist:innen an Schulen gehört und diskutiert werden. Dabei müssen natürlich das Überwältigungsverbot und das Kontroversitätsgebot, Grundsätze aller demokratischen Bildung, streng beachtet werden. 

Die von vielen Medien reproduzierte Behauptung,  die Letzte Generation plane u.a. mit Hilfe der Teachers for Future gezielt Vorträge in Schulen zu halten, erregt die Gemüter.  Abgesehen davon, dass diese und andere Behauptungen in dem Welt-Artikel haltlos sind, machen die Reaktionen darauf dennoch stutzig: Politiker:innen „wollen Letzte Generation von Schulen fernhalten“ – so die Überschrift. 

Selbstverständlich dürfen Schulen nicht die Plattform sein, auf der politische Gruppierungen einseitig für sich werben, Mitglieder „rekrutieren“ oder gar zu Straftaten aufrufen. Doch es ist unsere Überzeugung, dass wichtige politische Akteur:innen, die sich im demokratischen Spektrum bewegen, auch in den Schulen Gehör finden und zu Debatten eingeladen werden dürfen und müssen. Dies muss selbstverständlich auf der Grundlage des Überwältigungsverbots und des Kontroversitätsgebots geschehen, wie es im Beutelsbacher Konsens festgehalten ist.  Dieser verlangt aber – ein weitverbreiteter Irrtum – keine politische Neutralität in dem Sinne, dass politische Haltungen im Unterricht ausgeklammert werden müssten. Stattdessen fordert er, dass alles, „was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, (…) auch im Unterricht kontrovers erscheinen“ muss, sodass Schüler:innen „in die Lage versetzt werden, eine politische Situation und (ihre) eigene Interessenlage zu analysieren, sowie nach Mitteln und Wegen zu suchen, die vorgefundene politische Lage im Sinne (ihrer) Interessen zu beeinflussen.“

Die Klimakrise ist längst bei den jungen Menschen angekommen. Zahlreiche Studien zeigen, wie besorgt Kinder und Jugendliche in Bezug auf den Klimawandel sind und wie die psychische Gesundheit junger Menschen teilweise schon jetzt darunter leidet (insbesondere in Zusammenhang mit der wahrgenommenen Untätigkeit der eigenen Regierung). Die Generation der jetzigen Schüler:innen wird massiv unter den Folgen der Erderwärmung leiden. Es gibt einen breiten wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Konsens, dass die Klima- und Biodiversitätskrise die dringlichste Aufgabe unserer Zeit ist- vermutlich sogar die größte Herausforderung, vor der die Menschheit je stand. Da ist es selbstverständlich die Pflicht aller Schulen, diese Krise nicht zu ignorieren, sondern bewusst in den Fokus ihrer Bildungsanstrengungen zu rücken. 

Teachers for Future Germany e.V. kritisiert schon lange, dass Bildungspolitik und Schulen dieser Pflicht aktuell nicht ausreichend nachkommen. Der Aufgabe, Kinder auf ihre Zukunft vorzubereiten, können die Schulen nicht gerecht werden, solange sie die sich verändernde Realität nicht anerkennen. Im Angesicht einer unbeständigen und unsicheren Zukunft braucht die Institution Schule einen grundlegenden System Change, der den Fokus auf die Kompetenzen legt, die notwendig sind, um den großen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Junge Menschen müssen viel stärker befähigt und ermutigt werden, am gesellschaftlichen und politischen Diskurs teilzuhaben. 

Da Klimaaktivist:innen ein entscheidender Akteur im politischen Diskurs sind, müssen im Sinne des Kontroversitätsgebotes dabei auch und gerade ihre Stimmen Gehör finden – sofern sie sich mit ihren Aussagen auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bewegen und wissenschaftlich fundierte Aussagen treffen. Die Protestformen der Letzten Generation sollten dabei nicht ausgespart werden. Natürlich ist es notwendig, diese kritisch zu diskutieren und zu hinterfragen. Aber vor der Bedrohung der Klimakrise die Augen zu versperren, indem man Aktivist:innen den Zutritt zu Schulen verwehrt, wäre falsch: Indem wir Schüler:innen suggerieren, sie hätten es bei der Letzten Generation und anderen Aktivist:innen mit einem „Haufen Spinner“ zu tun, denen man nicht zuhören müsse, wiegen wir sie in einer falschen Sicherheit und nehmen ihnen dadurch die Chance, angemessen auf diese Herausforderung zu reagieren. 

Quellen:
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