Anlässlich der Übergabe des Offenen Briefs zum „Diensteid-Dilemma“ an die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper am gestrigen UNESCO-Weltlehrer*innentag fand im Kultusministerium ein kritisch-konstruktiver Austausch zur Leitperspektive BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) statt.
In diesem Zusammenhang wurde eine Reihe von Wünschen und Vorschlägen ans Kultusministerium formuliert, die im Sinne eines „whole school approach“ die unterrichtliche Vermittlung von und die methodische Herangehensweise an BNE, das schulische Alltagshandeln und die Entwicklung von politischer Handlungskompetenz zum Ziel haben (Dokument mit Wünschen und Vorschlägen).
Theresa Schopper nahm sich rund eine Dreiviertelstunde Zeit, um mit der Delegation aus vier bei Teachers for Future engagierten Lehrer*innen, darunter auch die beiden Bundesvorsitzenden Nora Oehmichen und Timo Graffe, in einen Austausch zu gehen. Die Kultusministerin betonte die besondere Bedeutung, die die Leitperspektive BNE angesichts der Klimakrise habe, räumte jedoch auch ein, dass BNE, obschon seit 2016 im baden-württembergischen Bildungsplan quer durch alle Fächer verankert, noch nicht im unterrichtlichen Alltag aller Schulen angekommen sei. „Wir brauchen hier deutlich mehr Verbindlichkeit und konkrete Vorgaben, wie für die Umsetzung der Leitperspektive BNE an den Schulen Räume geschaffen werden können“, erklärt Marie-Louise Spitta, Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule in Wutöschingen. Und Thilo Schäfer, Berufschullehrer aus Tübingen, wünscht sich deutlich mehr Fortbildungen für Lehrkräfte im Bereich BNE. „Damit Nachhaltigkeit auch im Sinne der politischen Bildung an unsere Schüler*innen vermittelt werden kann, brauchen wir neben mehr zeitlichen Ressourcen vor allem gut ausgebildete Lehrkräfte. Leider ist BNE auch in der Lehrer*innenausbildung bislang eher ein Add-On“, so Schäfer.
Für die Zukunft regen die Teachers for Future an, einen „Think-Tank BNE“ ins Leben zu rufen, der die unterschiedlichen Perspektiven und Bedarfe von Schulleitungen und Lehrkräften, ebenso wie die im Kontext von BNE und Globalem Lernen in den letzten Jahren entstandenen Bildungstrends verstärkt auch ins Kultusministerium bringen kann. Diesen Gedanken nahm der ebenfalls beim Gespräch anwesende BNE-Beauftragte am Kultusministerium, der Regierungsschuldirektor Achim Beule, gerne mit: „BNE übersetze ich gerne mit ‚einfach machen‘“, so Beule. Man darf gespannt sein, welche Impulse sich aus diesem bundesweit ersten Treffen zwischen Vertreter*innen der Teachers for Future und der Spitze eines Kultusministeriums ergeben.